Chorbuch

LIBER SELECTARUM CANTIONUM

Ein Markstein des europäischen Musikdrucks – stummes Zeugnis einer hohen internationalen Musikkultur in der Renaissance.

Der Druck LIBER SELECTARUM CANTIONUM von 1520 ist ein einzigartiges Zeugnis der im 16. Jahrhundert noch sehr jungen Kunst des Musikdrucks.

Die darin enthaltene Musik von höchstem Niveau stellt zum größten Teil das Repertoire der Hofkapelle Kaiser Maximilian I. dar, 24 Motetten zu 4-6 Stimmen, komponiert von den herausragendsten Komponisten dieser Zeit wie Heinrich Isaac, Josquin de Pres, Pierre de la Rue und Ludwig Senfel.

Der erste Motetten-Druck nördlich der Alpen verwendet die größten jemals gegossenen Drucktypen. Sein repräsentatives Format von ca. 44 x 28 cm, die Eleganz der Typographie und die hohe Präzision des Drucks beeindrucken noch heute; und der mehrfarbige Wappendruck unter Verwendung von sieben Farben inklusive Gold ist in der gesamten Druckgraphik des 16. Jahrhunderts einzigartig.

Dieses große Buch schlummert noch in 19 Exemplaren in den Bibliotheken und Archiven, darunter auch in der Berliner Staatsbibliothek. Bemerkenswert ist auch, dass es sich um einen der letzten Drucke in Deutschland handelt, in dem noch in größerem Umfang Marien-Motetten enthalten sind, da die um sich greifende Reformation diese bald nicht mehr opportun sein ließ.

Das Vokalensemble Vox Nostra hat es sich zur Aufgabe gemacht, dieses großartige Stück kulturellen Erbes dem Schweigen zu entreißen und möchte das Ergebnis seiner Arbeit nun einem größeren Publikum zugänglich machen.

CHORBUCH IN CONCERT

Ausgewiesene Spezialisten der historischen Aufführungspraxis singen aus der originalen Chorbuch-Notation.

Bei dieser Notation sind die Stimmen nicht wie in einer heutigen Partitur untereinander geschrieben, sondern je nach Anzahl auf der aufgeschlagenen Doppelseite angeordnet. Das Singen aus dieser Notation ist für die Sänger eine spezielle Erfahrung: man steht sehr dicht beieinander und während man nur seine eigene Stimme liest, hört man doch die Strukturen der Musik viel deutlicher, als man sie je in der Partitur sehen würde, ja, das Sehen der Partitur verdrängt die Fähigkeit, dort ebenso zu hören. In der Folge entsteht ein intensiv fließender Gesang, der die Zuhörer in seinen Bann zieht.

Der Gesang wird ergänzt durch Videoinstallationen, die die spezielle Ästhetik des Chorbuchs visuell erlebbar machen werden. Pro Konzert variiert die Besetzung zwischen sechs bis acht Sängern – je nach den Anforderungen der Musik. Darüberhinaus wird der ganze Raum bespielt, indem von unterschiedlichen Stellen gesungen wird.

Auf diese Weise entsteht ein audio-visuelles Gesamtkunstwerk, das es dem Konzertbesucher von heute ermöglicht, in die Klangwelt des 16. Jahrhunderts einzutauchen.