16.10.2021
19:00 - 20:15
Zionskirche Berlin-Mitte, Berlin Berlin
Wiederholung wegen des großen Erfolges!!
Samstag, 16. Oktober 2021 um 19:00 Uhr in der Zionskirche in Berlin-Mitte
DIE “PESTMESSE” (Missa contra pestem) von 1348
Gregorianische Gesänge des Mittelalters gegen die Pandemie
Das Konzert präsentiert eine von Papst Clemens VI. aufgrund der verheerenden Pestepidemie von 1347-1350 zusammengestellte Meßfeier, die über 1000 Jahre alte Gregoriansiche Choräle beinhaltet. Die Texte zeugen von Bußbereitschaft, um einen durch die vermeintlichen Untaten der Menschen erzürnten Gott zu besänftigen.
Im europäischen Mittelalter wuchs in Krisenzeiten die Furcht vor einem drohenden Weltuntergang und den anschließenden Qualen im höllischen Fegefeuer. Die römisch-katholische Amtskirche, deren Oberhaupt Papst Clemens VI. zur Zeit der großen Pestepidemie in Avignon residierte, schürte diese Ängste durch die Jahrhunderte. Aber dieser Papst reagierte 1348 auch auf Judenprogrome mit einem schriftlichen Verbot durch die Bulle „Quamvis perfidiam“ und versuchte die Juden vor dem aufgebrachten Volk zu schützen.
Außerdem kompilierte er aus uralten Gregorianischen Gesängen im Jahre 1348 eine „Pestmesse“, die allen Gläubigen, die diese spezielle Messfeier in und um Avignon besuchten, einen Ablaß von 260 Tagen zusicherte. Auch konnte der Schutz vor einem plötzlichen Tod ohne Sterbesakramente erlangt werden, wenn man diese spezielle Messe fünf Tage in Folge mit einer brennenden Kerze auf Knien mitverfolgte. Diese päpstliche ‘Komposition’ einer Pestmesse ist ein Kuriosum und eine unmittelbare musikalische Reaktion auf die Pestwelle von 1347-1351 ebenso wie die Geißlergesänge. Die Papstgesänge sind in lateinischer Sprache und Clemens VI. bediente sich einer Reihe von bereits existierenden Gregorianischen Chorälen, deren Texte genau auf die Erfordernisse der Zeit passten.
Im Introitus (Eingangsgesang) der Messe Recordare domine testamenti tui heißt es beispielsweise: „Gedenke, Herr, deines Bundes, und sage zu dem Engel, der das Verderben bringt: Deine Hand höre auf, damit die Erde nicht verödet wird und damit du nicht jede lebende Seele vernichtest.“
Die Pestmesse ist in einigen europäischen Handschriften des Spätmittelalters – oft als Nachtrag in bereits bestehenden Codices wie im Codex 448 des Klosters St. Gallen – aufgezeichnet worden, da es im Spätmittelalter immer wieder zu epidemischen Ausbrüchen kam. Einige der Melodien haben sich teilweise bis heute in der katholischen Liturgie erhalten.
Auch in der Miniaturmalerei fand die Thematik ihren Niederschlag wie in einem Stundenbuch des 15. Jahrhunderts aus Frankreich, das Gott und den Racheengel mit Schwert zeigt.
Karten für 18.- Euro / ermäßigt 15.- Euro an der Abendkasse und über Eventim